Chor-Portrait

Stand: Januar 2023

Der Anfang

Am 1. April 1954 trafen sich 20 Sangesfreudige in Berlin-Schöneberg und gründeten den Berliner Konzert Chor. Sie wollten einen Chorverein haben, der sich mit A-cappella-Musik, konzertanten Opernaufführungen und mit Oratorienkunst beschäftigt. Das ambitionierte Vorhaben war mutig, denn in der Stadt gab es schon renommierte Chöre, und der neue Chor musste zunächst für alle seine Vorhaben ausschließlich eigene finanzielle Mittel aufbringen. Doch war die Kulturlandschaft Berlins für den „Neuen“ offensichtlich günstig, denn nach Faschismus und Krieg gab es einen großen geistigen Aufschwung. Noch im Gründungsjahr gehörten zum Chor schon 110 Mitglieder. Für das erste Konzert wurden Handzettel verteilt, Pressemitteilungen verschickt und heimlich Plakate geklebt. Für die instrumentale Begleitung konnten nur die Orgel und ein Violoncello verpflichtet werden. Drei Vokalsolisten waren mit Liedern und Arien beteiligt. Programmatisch war der Inhalt des Konzertes am 13. November 1954 in einer kirchenmusikalischen Feierstunde der St. Paulus-Kirche in Neukölln. Es erklangen neben Werken von Schütz, Buxtehude, Hassler, Händel und Bach vor allem Ausschnitte aus dem Elias von Felix Mendelssohn Bartholdy. Letzteres war ganz sicher eine großartige Bemühung, denn der Komponist war infolge seiner Verfemung im Faschismus immer noch weithin vergessen. Eine erste vollständige Oratorienaufführung fand am 26.02.1956 in der Apostel-Paulus-Kirche statt. Das Programm: Paulus von Mendelssohn Bartholdy. Das Berliner Symphonische Orchester spielte. 1800 Besucher waren gekommen. Die Musikkritik reagierte ausgesprochen freundlich. Im Februar 1958 erklang in derselben Kirche nochmals der Paulus. In den Jahren darauf gesellten sich zum Paulus auch der Elias, später folgten die Erste Walpurgisnacht, die Sinfonie Nr.2 Lobgesang, das Oratorienfragment Christus sowie geistliche Chormusiken von Mendelssohn Bartholdy. Dem Komponisten widmete sich der Chor immer wieder bis in die Gegenwart.

Und wie es die Aufgabenstellung bei der Gründung des Chores vorsah, kam es am 11.01.1959 mit Das Nachtlager von Granada von Conradin Kreutzer zu einer ersten konzertanten Opernaufführung. Die Öffentlichkeit nahm dieses Vorhaben begeistert auf. Daraus wurde dann eine lange Tradition konzertant gebotener Opernaufführungen des Chores.

Die Zeit mit Fritz Weisse

Nach einigen Dirigentenwechseln machte schließlich Prof. Erich Peter von der Hochschule für Musik einen folgenreichen Vorschlag. Er empfahl dem Chor, seinen Dirigierstudenten Fritz Weisse als künstlerischen Leiter zu nehmen. Der Chor kannte Weisse schon ein wenig von einigen Probenkorrepetitionen. Am 18.03.61 leitete Weisse mit einer  Abendmusik im Rathaus Schöneberg sein erstes Konzert mit dem BKC. Und der Chor wählte ihn. Die Zeit der Gemeinsamkeit dauerte dann über 33 Jahre bis 1994.

Der charismatische und unternehmungslustige Weisse wollte mit dem Chor schnell ein ehrgeiziges künstlerisches Programm verwirklichen. Doch kaum im Amt, musste er sich zunächst mit einem für den Chor sehr hinderlichen äußeren Ereignis plagen. Am 13. August 1961 wurde die Berliner Mauer gebaut. Der als Gesamtberliner Chor gegründete BKC verlor schlagartig etwa 50 seiner Mitglieder aus dem Ostteil der Stadt und dem Umland. Bis zur deutschen Vereinigung 1990 wurde der BKC damit eine rein Westberliner Institution. Eine empfindliche künstlerische Lücke musste schnellstens geschlossen werden. Neue Chormitglieder wurden gesucht, anspruchsvolle Aufnahmekriterien für Neubewerber aufgelegt, zweimalige Proben pro Woche angesetzt, wirkliche Arbeitsproben, verbunden mit intensiver Klangschulung, chorischer und individueller Stimmbildung, bei Bedarf zusätzliche Proben und Chorwochenenden. In jeder Konzertsaison wurden drei große chorsinfonische Konzerte sowie eine konzertante Opernaufführung angesetzt. Der Chor zählte bald etwa 140 Sänger. Die Öffentlichkeit reagierte ausgesprochen positiv. Die Politik wurde auf den aufstrebenden Chor aufmerksam. Finanzielle Unterstützung setzte ein. Der BKC schloss auf zur Reihe der anderen großen Chöre (Philharmonischer Chor, Singakademie, Chor der St. Hedwigskathedrale) und wurde ebenso institutionell gefördert. Als erster Chor Berlins legte der BKC seine Konzerte in die soeben neu eröffnete Philharmonie. Im ersten Konzert am 17./18.03.64, zugleich als Festkonzert zum zehnjährigen Bestehen des Chores gedacht, wurde dabei Die Schöpfung von Joseph Haydn gesungen. Erstmals begleiteten Mitglieder des Berliner Philharmonischen Orchesters. Auf Grund der erwarteten hohen Besucherzahlen wurden bereits zwei Konzerttermine angesetzt. Ab dem Herbst desselben Jahres veranstaltete der BKC in der Philharmonie seine Konzertsaisons mit jeweils vier Konzerten und jeweiligen Doppelterminen für 3000 Abonnenten, Doppeltermine bis in die Mitte der achtziger Jahre. 

Konzertreisen

Die erste Saison in der Philharmonie begann am 28. / 29.11.1964 mit den Kantaten 1 bis 3 des Weihnachtsoratoriums von Bach, am 10. / 11.01.1965 folgten die Kantaten 4 bis 6. Innerhalb weniger Jahre wurden die ganz großen Chorwerke erarbeitet und immer wieder in den Konzerten verfügbar gehalten: Elias, Paulus, Matthäuspassion, Johannespassion, h-Moll-Messe, Missa solemnis, Die Schöpfung, Die Jahreszeiten, Requiem und c-Moll-Messe von Mozart, Requiem von Brahms und andere. Diese sozusagen „Hauptwerke“ der deutschen Chormusik wurden immer wieder benötigt, denn ab Mitte der Sechziger Jahre setzte eine rege Tourneetätigkeit des BKC ein, in deren Rahmen der Chor auf mehreren Kontinenten und in quasi allen großen international geschätzten Konzerthäusern auftrat (St. Pauls Cathedral, Queen Elizabeth Hall, Royal Festival Hall, Teatro Colon, Mann Auditorium, Kennedy Center, Carnegie Hall,...). Von einem deutschen Chor, noch dazu aus der Frontstadt Westberlin kommend, wurde offenbar ein solches Repertoire erwartet. Gelegentlich gelang Besonderes, wie zum Beispiel bei der Reise 1975 zum Festival de St. Denis in Paris. Dort sang der BKC auch das kurz zuvor wieder aufgefundene Te Deum von Georges Bizet, das damit zum 100. Todestag des Komponisten zum ersten Male seit dessen Lebzeiten wieder in Frankreich erklang.

Übrigens: Bei einer genaueren Sichtung des Chorrepertoires dieser Jahre zeigt sich ein weiterer Programmschwerpunkt. Immer wieder widmete sich Weisse französischer Chorsinfonik und Opernmusik. Die Bilanz ist lesenswert. Anlage 2: Französische Musik

Der Umfang der einzelnen Reisen differierte stark. Die erste Reise führte 1964 zur Teilnahme am Cork International Festival nach Irland. Das Festival vergab dem BKC den Preis des künstlerisch wertvollsten Beitrages des Festivals. Da gab es also schon erwiesene Leistungen. In weiteren Jahren folgten zum Teil ausgedehntere Reisen, zum Beispiel 1970. Da unternahm der BKC eine große Südamerika-Tournee. 1978 folgte eine weitere. Dreimal, 1974,1980 und 1982 weilte der BKC in Israel. Dabei machte er dort unter anderem das Mozart-Requiem bekannt. Die längste Reise führte 78 Choristen, 4 europäische und 5 amerikanische Vokalsolisten und 44 Orchestermusiker 1973 zu 20 Konzerten in 18 Städte des Nordostens der USA. Dabei gehörten zum riesigen Konzertprogramm Bach: h-Moll-Messe, Haydn: Die Schöpfung, Mozart: Davidde penitente und Mendelssohn Bartholdy: Sinfonie Nr. II „Lobgesang“. In- und ausländische Agenturen wirkten bei den Reisen mit, die Finanzierung war oft sehr aufwendig, Mittel steuerten bei der Berliner Senat, das Berliner Zahlenlotto, die Deutsche Klassenlotterie, der Deutsche Musikrat, das Auswärtige Amt, Firmen, und immer wieder kamen Spenden und auch Beiträge von den Chormitgliedern. Manche Reisekosten wurden von Gastgebern bestritten. Die Choristen wendeten immer wieder wesentliche Teile ihres Jahresurlaubs auf. Allerdings leisteten sie ihre Beiträge gern, denn die Erlebnisse auf diesen Reisen schweißten die Chorgemeinschaft zusammen. Immer wieder wurden dem Chor in der Presse der Gastgeberorte herausragende Leistungen bescheinigt. Der Chor wurde also der ihm zugedachten Rolle als Kulturbotschafter Berlins und der BRD gerecht. Eine kleine Anekdote: In Südtirol sang der Chor Bachs Weihnachtsoratorium, Kantaten 1-3. Am Ende des Konzerts zeigte das Publikum keinerlei Regung, es herrschte angespannteste Stille, niemand stand auf oder ging. Schließlich drehte sich der völlig irritierte Fritz Weisse zum Publikum und fragte nach der Ursache für diese Situation. Und da stellte sich heraus, dass die örtliche Agentur die Kantaten 1-6 verkauft hatte! Es gab dann trotzdem Beifall. Anlage 1: Konzertreisen

Bemühungen um das Musiktheater

Einen herausragenden Platz im Berliner Konzertleben nahm der Chor mit seiner jährlichen konzertanten Opernaufführung ein. Dafür gab es eine kluge Auswahl. Man musste etwa unabhängig bleiben vom gerade vorgelegten Programm der Deutschen Oper. Mitunter konnte man diese sogar zu nachfolgenden Angeboten anregen. Zu mischen waren bekannte mit unbekannteren Werken. Entdeckerfreuden waren angesagt. Werke mit kleinerer Personage waren zu finden. Immerhin wurden unter anderem Nabucco, Die Perlenfischer, Rienzi oder Margarethe aufgeführt, um nur einige zu nennen. Wenn auch dabei die Konzertplanung - meist - sinnvoll in Gang gebracht wurde, gab es gelegentlich doch plötzlich größere Probleme. So war beispielsweise für den 04.12.1976 die konzertante Aufführung der Oper Das Christelflein von Hans Pfitzner vorbereitet. Mitte Oktober merkten die Philharmoniker, dass dieses Werk nicht mit zwei Orchesterproben zu schaffen sei. Mehr Proben konnte der BKC aber nicht bezahlen. Also kurzfristige Programmänderung: die Kantaten 1-3 des Weihnachtsoratoriums, in annähernd originaler Bach-Ausführung, im Chor nur je vier pro Stimme und mit 24 Musikern. Begeisterung in der voll-ausverkauften Philharmonie! (Der BKC trat zu der Zeit ansonsten mit etwa 140 Sängern auf.) Die Oper konnte dann am 04.12.1977 nachgereicht werden. 

Oder ein anderes Beispiel: Für den 03.05.1981 war die Aufführung der für die Berliner Musikgeschichte wichtigen Oper Ein Feldlager in Schlesien von Giacomo Meyerbeer vorgesehen. Dabei handelte es sich um ein hochaufwendiges Vorhaben des Chores, denn Notenmaterial war nur handschriftlich auf Mikrofilmen der Staatsbibliothek Berlin vorhanden. Der Chor musste aus diesem Bestand ein für Solisten, Chor und Orchester verfügbares Aufführungsmaterial selbst erstellen, das auch wieder nur handschriftlich gefertigt werden konnte. Dabei traten wohl zum Teil heftige Fehler auf. Die Orchestermusiker murrten darüber so sehr, dass die Aufführung von heute auf morgen abgesetzt werden musste. Infolgedessen erging am Dienstag an die Chormitglieder ein Telefonrundruf: „Bringt zur Probe morgen die h-moll-Messe von Bach mit!“ Und die wurde dann am Sonntag unter großem Beifall in der ausverkauften Philharmonie gesungen. Das Feldlager konnte schließlich erfolgreich am 18.02.1984 in der Philharmonie dargeboten werden. Sucht man heute nach einer Tonaufnahme dieses Werkes, so findet man ausschließlich nur eine CD mit der konzertanten Aufnahme des BKC-Konzerts dieses Tages in der Philharmonie. Wegen des aktuell tatsächlich verfügbaren großen Werkrepertoires konnte der Chor also auch sehr kurzfristig auf solch auftretende Probleme reagieren.

Die Reihe der konzertanten Opern wurde bis 1991 zumeist vom SFB oder RIAS als Mitschnitt oder Live gesendet, Rossinis Moses in Ägypten als Originalübertragung unter der Leitung von Gary Bertini mit dem Israelischen Radio-Symphonie-Orchester bei der Israeltournee 1974 im Israelischen Rundfunk, 1991 wurde aus dem Konzert des BKC in der Philharmonie die polnische Nationaloper Halka von Stanisław Moniuszko von Polski Radio original übertragen. Die Aufführung des BKC von Richard Wagners Rienzi 1974 erschien als LP bei Ariola. Die Operntradition des BKC konnte noch bis zum Jahr 2002 fortgesetzt werden. Insgesamt gab es dabei 33mal eine konzertante Opernaufführung, wobei 23 Werke vertreten waren. Anlage 3: Musiktheater

Der Freundeskreis des Berliner Konzert-Chores e.V.

Der Freundeskreis wurde im Jahre 1967 ins Leben gerufen. Seit Jahren hatte sich damals vielen der Personen, die dem Berliner Konzert-Chor nahe standen, unter anderem Kultursenator a. D. Prof. Dr. Joachim Tiburtius, die Komponisten Prof. Boris Blacher und Prof. Ernst Pepping, Kammersängerin Lisa Otto, Kammersänger Prof. Josef Greindl, der Wunsch aufgedrängt, ein Forum zu schaffen, das über die Arbeit und die Erfolge des Chores Informationen geben und zum Gedankenaustausch anregen sollte.

Im September 1979 wurde der Freundeskreis als eingetragener Verein neu gegründet. Als Vereinsziel wurde festgeschrieben, den Berliner Konzert-Chor in ideeller, finanzieller und medialer Hinsicht zu fördern und zu unterstützen. Viele Jahre lang setzte er sich dafür ein, für die Arbeit und die Leistungen des Chores in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit und Interesse zu wecken, gab Anregungen, versuchte Wege aufzuzeigen oder zu ebnen, aber auch – wenn nötig – berechtigte Kritik zu üben, vor allem jedoch stets mit Rat und Tat zum Wohle des Chores zur Verfügung zu stehen. Oft unternahm er Einführungsvorträge für nachfolgende Konzerte, regte spezielle Konzerte des Chores an und übernahm auch mal deren Finanzierung. Besondere Aufmerksamkeit widmete er der Förderung der choreigenen Nachwuchssänger und deren Schulung. Damit stand der Freundeskreis dem Chor für viele Jahre erfolgreich zur Seite.

Kinder- und Jugendarbeit

Immer wieder stieß der Chor in der Konzertarbeit auf Werke, die eine Mitwirkung von Kindern forderten. Dafür eine Besetzung zu finden, war nicht immer leicht. Und so entstand die Idee, eigene Kinderchöre zu gründen. 1975 wurden aus unteren Klassen die Berliner Konzertchor-Spatzen gegründet, später kamen auch Spatzen aus älteren Schulklassen hinzu. 1976 entstand der Jugendchor. Und von 1981 bis 1989 bestand auch ein Knabenchor. Nahtlos sollten die Kinder und Jugendlichen mit fortschreitendem Alter von einem Chor in den nächsthöheren und schließlich in den Hauptchor hinüberwachsen. Nicht wenige fanden diesen Weg. Darüber hinaus verstand sich der BKC auch darauf, mit dieser Arbeit der kulturellen Bildung und den speziellen Kunstbedürfnissen der Stadt Anregungen zu vermitteln. Die kindlichen und jugendlichen Teilchöre traten daher nicht nur in den Konzerten des Hauptchores auf, sondern teilten ihre Angebote in vielfältigen eigenen Auftritten der Öffentlichkeit mit. Zeitweilig sangen in diesen Chören bis zu 200 junge Sänger. Vermittelt wurde ihnen auch die Notwenigkeit, zu wirklicher künstlerischer Leistung vorzudringen, so wie es ihnen die Sänger des Hauptchores vorlebten. Diese Arbeit erwies sich als sehr erfolgreich. Ein Beispiel mag das vielleicht anschaulich zu belegen: Am 21. und 23.10.1987 sangen die Knaben und Spatzen in der Deutschen Oper im Gastspiel der Staatsoper Wien unter Claudio Abbado im Wozzek von Alban Berg. Gemeinsame Probenlager im (West-)Berliner „Hinterland“ (im Fichtelgebirge, im Wendland oder im Taubergebiet) dienten der Festigung des Gemeinschaftsgefühls. Am Ende der Probenaufenthalte standen Abschlusskonzerte für die gastgebenden Territorien. Bis heute spielt die Kinder- und Jugendarbeit im Bewusstsein des BKC eine wichtige Rolle. (sh. hinten).

Konzerte in Berlin

Neben seinen Abonnementskonzerten brachte sich der BKC mit schier unzähligen Sonderkonzerten in das Berliner Musikleben ein. So war er von anderen Veranstaltern zur Mitwirkung gebeten, etwa beim RSOB, bei den Berliner Symphonikern, bei den Berliner Festspielen, bei Konzerten mit Stipendiaten des DAAD, beim ChorCamp Berlin, Konzerten des Berliner Senators für Jugend und Sport (der hatte dafür ein eigenes Portefeuille). Hinzu kamen eigene Auftritte in Kirchen, öffentlichen Parks, bei der Eröffnung eines neuen U-Bahnhofs, in der Einkaufszone Wilmersdorfer Straße, Konzert beim Stadtfest 1987 zur 750-Jahr-Feier Berlins, am 02.Oktober 1990 beim Festkonzert am Reichstag zur Feier der deutschen Einheit, am 03. Oktober 2002 am Deutschen Reichstag mit Beethovens Chorfantasie, bei Singen in Krankenhäusern, in Alten- und Pflegeheimen oder auf Weihnachtsmärkten. Ein besonderes Konzert: 1979 gab es ein Festkonzert der Bach-Tage Berlin anlässlich der 150. Wiederkehr der Wiederaufführung der Matthäus-Passion durch Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahr 1829, in der bearbeiteten Fassung von Mendelssohn Bartholdy. Zu berichten ist von Konzerten mit Synagogaler Musik mit dem Oberkantor der Berliner jüdischen Gemeinde Estrongo Nachama 1975 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche als Konzert der Berliner Festwochen, 1977 im Großen Sendesaal des SFB, im Fontane-Haus des Märkischen Viertels, in der Kirche Maria Regina Martyrum, in der Kirche St. Peter und Paul, Nikolskoje, und auf besonderen Wunsch 1978 auch in der Synagoge Düsseldorf bei den Jüdischen Kulturtagen. Fest im Gedächtnis blieb ein Konzert des ChorCamp Berlin 1985, bei dem der BKC gemeinsam mit dem Chor des ChorCamps und dem Chor der Jeunesse musicales Wien unter der Leitung von Claudio Abbado die 2. Sinfonie von Gustav Mahler in der Berliner Waldbühne sang. Dabei entstand offensichtlich die Idee des BKC, es auch einmal mit eigenen Konzerten in der Waldbühne zu versuchen. Am 18.07.1988 gab er dort ein „Mitsommerkonzert. 300 Sänger singen Bach“. Im Konzert sangen: Berliner Konzert Chor, der Kor Danmark, Jönköping Kammarkor, Norköping Kammarkor und der Salt-Lake-City Choir. Es spielte das Tivoli Symfonieorchester Kopenhagen. Das Programm: Bach Matthäus-Passion in der Fassung von Felix Mendelssohn Bartholdy. Tage zuvor, am 06.07.1988 fand dasselbe Konzert schon im Tivoli Kopenhagen statt.  Am 17.06.1989 richtete der BKC ein Konzert in der Waldbühne aus, bei dem Werke von Bach und Mozart erklangen (Magnificat, h-moll-Suite, Bauernkantate, Kindersinfonie, Spatzenmesse, Eine kleine Nachtmusik). Neben dem Hauptchor des BKC sangen der Knabenchor und die Spatzen. Und am 23.06.1990 sang der BKC in der Waldbühne Die Schöpfung von Joseph Haydn. Bei diesen Konzerten fanden sich jeweils rund 10.000 Besucher ein – eine fürwahr stolze Bilanz! 

Vielleicht sollte hier einmal erwähnt werden, dass sich Fritz Weisse auch außerhalb der direkten Arbeit für und mit dem BKC in das Kulturleben einbrachte. Bis zuletzt betätigte er sich als Kirchenmusiker (wobei er oft Sänger des BKC einsetzte). Langjährig war er Vorsitzender des Komponistenverbandes und gründete dabei ein Studio für Alte Musik sowie ein Studio für für Neue Musik. Er regte die Gründung des Bundeswettbewerbs Gesang an und war dort lange Zeit Juryvorsitzender. Die Musik Bachs beschäftigte ihn immer sehr stark. So geht die Entstehung der Berliner Bach-Tage in den 70er Jahren wesentlich auf ihn zurück. Wissenschaftliche Fragen der Bachinterpretation waren sein spezielles Hobby. Dabei standen Werkanalysen, Tempo- und Besetzungsfragen und Fragen der Aufführungspraxis im Zentrum seiner Beschäftigung. In diesem Zusammenhang führte er Praxiserprobungen durch mit dem BKC, mit den Berliner Bachsolisten und gab immer wieder Dirigierkurse. 1989 gründete er das Deutsche Kammerorchester Berlin. Für seine immensen kulturpolitischen Unternehmungen wurde Fritz Weisse das Bundesverdienstkreuz verliehen, welches ihm der Kultursenator Dr. Volker Hassemer im Konzert des BKC am 13.11.1983 in der Philharmonie überreichte.

In der Zeit der Einheit entwickelte Fritz Weisse eine besondere Aktivität des Chores, der übrigens schnell wieder zu einem Gesamtberliner Klangkörper wurde. Die Generalproben einiger Konzerte wurden öffentlich ausgeführt als Konzerte in Städten des Berliner Umlandes, so in Jüterbog, Kyritz, Doberlug-Kirchhain und Bernau. Diese Vorhaben waren natürlich sehr aufwendig und konnten daher zeitlich nicht unbegrenzt fortgesetzt werden. Auch entwickelten die Kommunen bald eigene kulturelle Aktivitäten, so dass die Berliner Angebote immer weniger angenommen wurden.

Die Zeit mit Matthias Elger

Im Februar 1994 übernahm Matthias Elger sehr kurzfristig ein lange vorgeplantes Konzert mit Werken von Sibelius, Saint-Saëns und Fauré. Er bewarb sich damit um die künstlerische Leitung des BKC. Nur vier Wochen standen der Einstudierung zur Verfügung, in Originalsprache und mit ausnahmslos repertoirefremden Werken. Das künstlerische Ergebnis war beachtlich, Publikum und Kritik reagierten sehr freundlich. Eingeweihten war klar: Gemessen an den Umständen der Vorbereitung musste man von einem geradezu grandiosen Ergebnis sprechen! Matthias Elger hatte es verstanden, den Chor zu motivieren, anzufeuern, von seiner musikantischen Auffassung zu überzeugen, seine Konzeption - in Tagen nur entstanden - zu verwirklichen. Er machte klar, dass so etwas wie die Quadratur des Kreises gefunden werden musste. Er hat gefordert, ständig an Feinheiten – und auch am Groben – gefeilt, immer freundlich, doch stets darauf aus, Reserven zu erschließen. Kurz vor dem Konzert hörte man damals sein höchstes Lob: „Da sind schon ein paar schöne Töne drin!“

Einen Tag nach dem Konzert wählten die begeisterten Chormitglieder einstimmig Matthias Elger zum neuen Künstlerischen Leiter. Die Situation war kompliziert genug. Im Chor ging eine Ära zu Ende. Dreiunddreißig Jahre hatte Fritz Weisse die künstlerische Arbeit geprägt, unter seiner Leitung war der Chor in die Reihe der großen Konzertchöre Berlins aufgestiegen und zum Inbegriff musikalischer Leistung geworden. Im Mai 1994 verabschiedete sich Fritz Weisse mit einer Aufführung Die Schöpfung von Joseph Haydn. 

Ein Wechsel in der künstlerischen Leitung eines Chores ist stets ein sensibler Vorgang. In jenen Tagen trat erschwerend hinzu, dass der Chor aus der institutionellen Förderung des Senats genommen wurde. Es gab nur noch eine Basisförderung. Da mögen Hoffnungen gekeimt haben, das „Problem“ Berliner Konzert-Chor würde sich ohne Fritz Weisse sozusagen von selbst erledigen. Dass es anders kam, ist der menschlichen und künstlerischen Kraft von Matthias Elger und dem hochmotivierten Engagement der Chormitglieder zu verdanken. 

Die erste Konzert-Saison unter Matthias Elger begann im Oktober 1994 mit dem Händel'schen Messias. Im Programmheft verkündete der neue Leiter sein „einfaches“ Konzept, „den Chor in seiner Eigenart kennen zu lernen und im übrigen nach besten Kräften an die Arbeit zu gehen, keinen Leistungsrückgang zuzulassen.“ Chor, Publikum und Kritik haben den künstlerischen Neuansatz schnell bemerkt. Man bestätigte gelungene Klangschulung, Artikulations-, Phrasierungs- und Differenzierungsvermögen, Frische und Strahlkraft. Auf diesen Gebieten ging es mit Matthias Elger voran. 

Im Messias-Programmheft sprach Elger von einem persönlichen Wunschzettel, die Erweiterung des Chorrepertoires betreffend. Rückblickend auf die folgenden Jahre ist festzustellen, dass dieses angekündigte Repertoire erfolgreich abgeliefert wurde: seltene Brahms-Werke, eine Bruckner-Messe, die Honegger-Weihnachtskantate, Messen von Liszt und Schubert, die Carmina Burana von Carl Orff und viele weitere Werke waren vom BKC zu hören. 

Die Bilanz der künstlerischen Arbeit enthielt auch die Weiterführung der konzertanten Opernaufführungen. In der Einstudierung von Matthias Elger sang der Chor mit dem Frankfurter Staatsorchester in Berlin und in Frankfurt/Oder die Opern Attila und I due Foscari von Verdi und Die Perlenfischer von Bizet, das Brahms-Requiem im Kloster Chorin, den Elias von Mendelssohn Bartholdy im Berliner Konzerthaus für die Telefonseelsorge Berlin und Brandenburg. 

Auch Zufälliges wurde gern genutzt. So zum Beispiel 2000 ein Sonderkonzert im französischen Dom, gemeinsam mit den auf Konzerttournee in Europa weilenden San José State University Choraliers und den Mt. San Antonio College Chamber Singers aus Kalifornien / USA, wobei der Frauenchor des BKC die Liebesliederwalzer von Brahms sang. Mit dem Kairoer Symphonieorchester erklangen in Kairo und in Alexandria sinfonische Chorwerke von Brahms. Unter der Leitung von Matthias Elger glänzte der Chor zweimal in der Prager Bethlehemskapelle, der Kirche des berühmten tschechischen Reformators Jan Hus, zum Festival „Musica Sacra Praga“ mit der Johannespassion von Bach, dem Stabat mater von Dvořák und dem Requiem von Mozart. Im Mai 2001 gab es die Replik des im Januar desselben Jahres unter Jan Olberg in Berlin vorgestellten Szymanowski-Schubert-Abends in der Bayerischen Stiftsbasilika Waldsassen, diesmal unter Leitung von Matthias Elger, vier (!) Tage nach dem Konzert mit Mendelssohns Paulus in Berlin. Die Reaktionen auf dieses Konzert waren sehr positiv.

Neben den eben benannten Konzertereignissen gab es zahlreiche kleinere Auftritte, etwa die traditionellen Sommerkonzerte im Britzer Garten. Zu berichten ist vom Einsatz Matthias Elgers für die Berliner Konzert-Chor-Spatzen und den Jugendchor.

Angesichts dieser eindrucksvoll zu belegenden Erfolgsbilanz mit Matthias Elger sprach ihm der Chor für die jahrelang geleistete Arbeit als Künstlerischer Leiter ein herzliches Dankeschön aus. Elger stand dem Chor in einer schwierigen Phase hilfreich zur Seite und hat mit seiner künstlerischen Kraft entscheidend dazu beigetragen, dass der BKC in diesen Jahren eine stabile Entwicklung nehmen konnte. Elger, der aus der Musikarbeit der Erlöser-Kirchengemeinde in Berlin-Lichtenberg kam, ging 2001 auf eigenen Wunsch wieder in „seine“ Kirchengemeinde zurück.

Die Zeit mit Jan Olberg

Dem BKC war Jan Olberg fest verbunden, seitdem er 1997 die Leitung des Jugendchores übernommen hatte. Außerdem hatte er dem Chor auch des öfteren als Korrepetitor zur Verfügung gestanden. Als zu Beginn des Jahres 2001 sehr kurzfristig durch den Rücktritt von Matthias Elger bedingt die Stelle des Künstlerischen Leiters frei wurde, übernahm Jan Olberg die wahrhaft komplizierte Aufgabe, innerhalb von drei Wochen ein Probekonzert mit den Werken Stabat mater von Karol Szymanowski und der As-Dur-Messe von Franz Schubert einzustudieren und aufzuführen. Um es deutlich zu sagen: Das Vorhaben gelang. Der begeisterte Chor wählte ihn sofort. Und nach und nach konnte Olberg die Arbeit mit dem Chor und die Gestaltung der Konzertinhalte nach eigenen Vorstellungen ausfüllen. Anlage 4: Interview mit Jan Olberg vom 11.01.2004

Das musste übrigens sehr schnell und unter schwierigen äußeren Bedingungen geschehen. 1995 schon war der BKC aus der institutionellen Chor-Förderung entlassen worden. Auf Grund von Geldmangel musste sich damals die Stadt unter anderem auch auf dem Gebiet der Chormusik finanziell stark einschränken. Anstatt eine künstlerische und kulturpolitische Bewertung vorzunehmen, wurde die rein politisch begründete Entscheidung getroffen, weiterhin nur noch einen Chor aus dem ehemaligen Westberlin und einen aus Ostberlin institutionell zu fördern. Der BKC gehörte nicht mehr dazu. Sicherlich hat sich dabei das Vakuum ausgewirkt, das für den Chor soeben erst durch den Weggang seines langjährigen, im Musikleben der Stadt fest verankerten, doch dabei bestimmt nicht immer bequem agierenden Künstlerischen Leiters Fritz Weisse entstanden war. Nunmehr, am Beginn des neuen Jahrtausends, gab es eine weitere empfindliche Kürzung bei der finanziellen Förderung. Für den Chor ging es daher im wahrsten Sinne des Wortes ums Überleben. Der BKC gab seine Tradition auf, jährlich eine konzertante Oper zu bieten. Vielleicht war dafür ja auch die Zeit reif geworden, denn immerhin gab es im vereinigten Berlin nun drei professionelle Opernhäuser und das Interesse des Publikums, unbekannte Nebenwerke der Operngeschichte im Konzert zu erleben, war gewiss nicht mehr so groß vorhanden wie in den Anfangsjahren des Bestehens vom BKC. Gewählt wurden nun auch immer wieder - um die Verpflichtung von Orchestern in den Konzerten zu sparen - von den Komponisten hinterlassene Aufführungsvarianten mit geringzähligen Instrumentalbegleitungen, was zugleich jedoch auch sehr interessante Konzerterlebnisse brachte. Neue und finanziell weniger aufwendige Aufführungsorte wurden erprobt. Zunehmend und schließlich ganz ging der Chor dazu über, seine Konzerte in das Konzerthaus Berlin zu legen, denn die Miete für die traditionell seit 1964 in der Philharmonie veranstalteten Hauptkonzerte des Chores konnte vom Chor nicht mehr getragen werden. Auch wurde die Philharmonie als traditioneller Probenort gegen eine günstigere anderwärtige Verpflichtung aufgegeben. 2006 beendete der Chor seine Zusammenarbeit mit der langjährig treu dienenden Konzertdirektion Hans Adler. Und immer wieder wurden seitdem Gelegenheiten gesucht, durch Honorarvereinbarungen bei anderen Konzertveranstaltern den Choretat aufzubessern. Zu den Neuerungen gehörte nicht zuletzt das 2004 vom Chor gegründete Berliner Konzert Orchester.

Mut zum Unbekannten

Im Laufe der Jahre erarbeitete sich der Chor mit Jan Olberg ein umfangreiches Repertoire. Selbstverständlich gehören dazu viele Werke, die die meisten öffentlichen Aufführungen im Musikleben aufweisen, sogenannte „Renner“ eben, Publikumslieblinge. Die Namen reichen von Händel, Haydn, Mozart und Schubert, Brahms, Dvořák bis Verdi. Mendelssohn Bartholdy wurde vorn bereits gewürdigt. Und natürlich liegt Bach mit seinen großen Chorwerken weit vorn. Doch schon von der Gründungsphase an, so nun auch mit Olberg, legte der Chor immer Wert darauf, auch weniger Bekanntes im Konzert vorzustellen. Dafür sollen einige Konzertinhalte als Beispiel dienen.

2004 gestaltete der Chor ein „Geschwisterkonzert“. Dabei erklangen die Sinfonie Nr. 2 „Lobgesang“ von Felix Mendelssohn Bartholdy und von seiner Schwester Fanny Hensel das Oratorium nach Bildern der Bibel. Fanny, als Komponistin sicherlich ebenso begabt wie ihr Bruder Felix, aber als Frau – und das bis heute – unterdrückt, sollte damit wirksam mit einem fürwahr großartigen Werk wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. Bald folgten die Aufführung des bis heute im Musikleben unterbelichteten Miserere und der Messe in g-Moll von Johann Adolf Hasse. Ansonsten nicht gerade häufig zu hören ist das vom BKC gesungene Alexanderfest von Georg Friedrich Händel. Von Carl Heinrich Graun (1704-1759), der in friederizianischen Zeiten das Berliner Musikleben prägte, kam das Oratorium in festum nativitatis Christi (Weihnachtsoratorium) ins Programm. Johann Wilhelm Hertel (1727-1789), der in Mecklenburg-Schwerin lebte und als ein hervorragender Vertreter bester mitteldeutscher Kompositionstradition gelten darf, wurde für Berlin neu erschlossen mit seinem Oratorium Die Geburt Christi. Beide, Graun und Hertel, schufen Mustergültiges am Übergang vom musikalischen Barock zur Klassik. In diese Zeit gehört auch Georg Philipp Telemann (1681-1759), zu Lebzeiten berühmter als Johann Sebastian Bach, der nicht wie Bach als Vollender seiner musikalischen Epoche auftrat, sondern schon den Wandel zur Klassik hin betrieb. Telemann wurde in einem Konzert als „Meister der Kantate“ gewürdigt.

Hierzulande ein völlig Unbekannter: Johann Michael Haydn (1737-1806), der jüngere Bruder von Joseph Haydn, in Salzburg bis heute gefeierter Komponist, Leiter der Hofkapelle, Orchesterkollege des Geigers und mit ihm befreundeten Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart. Sein Requiem in c-Moll und das Requiem d-Moll von Mozart (in einer Fassung von Robert D. Levin) in einem Konzert nebeneinander zu hören, ließ vielerlei frappierende Gemeinsamkeiten erkennen, zeigte auf, wie stark sich Mozart für sein eigenes Requiem von seinem Kollegen anregen ließ und führte schon von daher zu einem wirklichen Konzertereignis.

Besondere Beachtung schenkte der Chor Robert Schumann. Wieder einmal erklang dessen Oratorium Das Paradies und die Peri. Und ein besonderes Konzert galt seiner weltlichen Chormusik. Das Programm war weitgefächert und reichte von a-cappella-Musik bis zu instrumental unterschiedlich begleiteten Chorliedern, garniert mit kammermusikalischen Beiträgen und Rezitationen.

Das Oratorium Christus von Franz Liszt (1811-1886), dem im Rahmen seiner großen Beiträge zur Belebung der Kirchenmusik eine besondere Stellung zukommt und das leider immer noch nicht im Musikleben anerkannt wird, sollte ebenfalls Denkanstöße liefern. Eine besondere Entdeckung ergab sich mit einem Werk vom Ende des 19. Jahrhunderts: mit dem Zyklus Scenes from the Bavarian Highlands des Engländers Edward Elgar für Chor und Klavier. Das Werk, in Großbritannien bis heute hoch geschätzt, wenig bekannt in Deutschland, erklang beim BKC zusammen mit der Carmina burana von Carl Orff auf dem Konzertpodium. Es konnte danach auch in anderen Konzerten mehrfach wiederholt werden, zum Beispiel in einem Konzert der Volkssolidarität Berlin und Brandenburg.

Neue Musik

Betrachtet man ganz pragmatisch Musik, die nach 1900 entstand, unter dem Begriff „neu“, so ergibt sich aus ihrer vielfachen Anwesenheit in den Konzertprogrammen, dass der Chor in der Begegnung mit ihr keine Schwierigkeiten hat. Dafür sorgte nachdrücklich Jan Olberg. Altes und Neues gehören für ihn ganz selbstverständlich zusammen, da gibt es keinen Zweifel. Das hat er auch dem Chor von Anfang an vermitteln können. Begegnungen mit Neuer Musik hatte es gelegentlich schon mit Fritz Weisse gegeben, wofür Namen standen wie Bela Bartók, Zoltán Kodály, Hans Pfitzner, Siegfried Borris, Erhard Großkopf oder Karl-Heinz Wahren. 

Nun, mit Olberg, trat Neue Musik viel öfter ins Zentrum der Chorarbeit. Das begann schon mit dem Stabat mater von Karol Szymanowski im ersten Konzert mit Olberg. Bald folgten Psalm 130 von Lili Boulanger, das abendfüllende Credo von Krzysztof Penderecki, das War Requiem von Benjamin Britten, die Missa brevis von Zoltán Kodály. Mit Jan Olberg fanden programmatisch Werke weiterer Komponisten Raum in den Konzerten: Leonard Bernstein (Chichester Psalms),  der US-amerikanische Jazzer Dave Brubeck mit zwei seiner Oratorien, mit ihnen ergab sich auch die Begegnung mit Jazz-Musik im Konzert, Petr Eben, Leoš Janáček, Morten Lauridsen, Carl Orff, John Rutter und Ermanno Wolf-Ferrari. Außer bei Brubeck sammelte der Chor Erfahrungen mit Jazz-Musik auch mit der Mass des in Schweden lebenden Steve Dobrogosz, bei der Misa Criolla des in Lateinamerika hochgeschätzten Argentiniers Ariel Ramirez und auch mit Jazz-Improvisationen gemeinsam mit dem Cristin Claas-Trio. Ein besonderer Platz gebührt dem Konzert, in dem der BKC gemeinsam mit der Bach-Akademie Tokio unter anderem Werke der Japaner Kósçak Yamada und Saburó Takata sang. 

Ein Konzert war für den Chor besonders anspruchsvoll: Das Konzert am 25. Oktober 2011 brachte drei Uraufführungen, zuerst die Sinfonie Nr.2 Lux mundi des in Berlin lebenden Amerikaners John Allison Campbell, eine Sufi-Musik des ebenfalls in Berlin ansässigen türkischen Komponisten Adil Arslan und die Ur-Aufführung der Berliner Fassung des Oratoriums âtesh vom Schweizer Alfred Felder auf Verse des persischen Dichters Dschalal ad Din ar-Rumi (1207−1273). Diese drei Werke spannten einen weiten programmatischen Bogen, der religiöse Vorstellungen aus jüdischer, christlicher und islamischer Kultur zueinander in Beziehung setzte und auf seine Weise für ein achtungsvolles Miteinander warb.

2015 vermittelte ein Konzert mit Werken aus der Endzeit der Weimarer Republik verblüffende Einblicke in eine spannende Phase der Musikgeschichte. Es erklangen die Kantate aus dem Jahr 1929 Der Lindberghflug (Der Ozeanflug) von Kurt Weill auf Verse von Bertolt Brecht und vom jungen Werner Egk das Oratorium Furchtlosigkeit und Wohlwollen aus dem Jahr 1931. Beide Werke sind auf ihre Weise der Brechtschen Idee der Lehrstücke verpflichtet.

Vorläufiger konzeptioneller Höhepunkt der Konzertarbeit war offensichtlich das Konzert am 9. November 2018, das als „Konzert anlässlich der 80. Wiederkehr des Tages der Reichspogromnacht vom 9. November 1938“ unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters von Berlin Michael Müller stattfand. Im Programm waren die 3. Sinfonie Kaddish von Leonard Bernstein und die Psalmkantaten Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser (Psalm 42) und Kommt, lasst uns anbeten und knien vor dem Herrn (Psalm 95) von Felix Mendelssohn Bartholdy. Im Konzert sangen mit: Berliner Konzert Chor, Die Primaner des Händelgymnasiums, Händelkinderchor, Löwenkinderchor, Chor der Musikbetonten Gesamtschule „Paul Dessau“ Zeuthen, Chor des Emmy-Noether-Gymnasiums, Chor des Hermann-Ehlers-Gymnasiums. Anlage 5: Werke ab 20. Jahrhundert

Musiktheater

Wie schon erwähnt führten kulturpolitische und finanzielle Erwägungen 2002 dazu, die liebgewordene Tradition der jährlichen konzertanten Opernaufführungen aufzugeben. Das fiel nicht leicht, aber objektiven Gegebenheiten muss man folgen. Doch damit war nicht das Ende der Bemühungen des Chores erreicht, sich mit Werken des Musiktheaters zu beschäftigen. Weil seine Kompetenz in Opernfragen bekannt war, ergaben sich Möglichkeiten, diese Tradition auf neue Weise fortzusetzen. 

Als folgenreich erwies sich eine Anfrage der Volkssolidarität-Landesverbände Berlin und Brandenburg im Jahre 2005, ob der Chor vielleicht Lust hätte, im Jahr darauf bei ihrem Neujahrskonzert im Berliner Konzerthaus Chöre aus Opern und Operetten zu singen. Das Programm würde in den ersten Januartagen insgesamt achtmal geboten (in den Jahren darauf wurden es dann sogar bis zu elf Auftritten). Der Chor ging das Wagnis ein. Und es machte riesigen Spaß, diese Art Musik zu studieren und vor gut gelauntem Publikum und bei stets ausverkauftem Konzertsaal abzuliefern. Da lernt man Lockerheit. Insgesamt hat der Chor dabei zwischen 2006 und 2013 in 78 Konzerten gesungen. Auch das half ein wenig der Chorkasse auf. Der Chor re-aktivierte dabei seine großen Erfahrungen mit den Gattungen des Musiktheaters aus seinen früheren Jahren. Irgendwie sprach sich wohl die Qualität der Chorbeiträge herum, denn es kamen mit der Zeit immer wieder Anfragen weiterer Veranstalter, die vom BKC Opern- und Operettenchöre hören wollten. Mehrfach wirkte der Chor daher in Classic Open Airs im Velodrom, auf dem Berliner Gendarmenmarkt, im Britzer Garten oder im Potsdamer Schlossgarten mit. Auch andere Veranstalter baten um Mitwirkung. Einer wirklich riesigen Aufgabe unterzog sich der Chor im Jahr 2017. Im Theater des Westens spielte er an 23 Abenden in der szenischen Aufführung des Musicals Der Glöckner von Notre Dame von Menken/Lapine. (Anlage 3: Musiktheater)

Klangschulung

Selbstverständlich wird beim Berliner Konzert Chor Wert gelegt auf eine systematische Klangschulung. Jede Probe und auch die Auftritte beginnen mit einem halbstündigen Einsingen und chorischer Stimmbildung. In kleinen Gruppen geht es dann während der Proben immer wieder zu kurzen Einzel-Stimmbildungen. Ein Team von Stimmbildnern steht für all das dem Chor zur Verfügung. Viele Chormitglieder nehmen bei ihnen auch privat Gesangsunterricht. Regelmäßige Absprachen zwischen dem Künstlerischen Leiter und den Stimmbildnern schaffen gute Voraussetzungen, die Stimmbildung inhaltlich daran anzupassen, was bei der aktuellen künstlerischen Arbeit am Konzertprogramm und dem augenblicklich erreichten Stand des Chorklangs besonders erforderlich ist. Darüber hinaus leistet Jan Olberg bei den Proben Gewaltiges, um die Ausbildung des Chorklangs voranzutreiben, die Homogenität im Klang und die Präzision im Zusammenklang zu entwickeln. Und immer wieder fordert er ein, präzise zu sprechen und die Sprache als ein besonders wichtiges gesangliches Ausdrucksmittel zu nutzen, mit ihrer Hilfe musikalischen Gestus zu erzeugen. Überzeugend und freundlich-fröhlich, aber auch mit sanftem Nachdruck, fordert Jan Olberg zu solch angespannter Beschäftigung auf. Und er erreicht überzeugende Wirkung dabei. Seit Beginn seiner Arbeit mit und für den Chor arbeitet er daran. Was er als sein Vorhaben bei der Vorbereitung des 50jährigen Bestehens im Jahr 2004, also kurz nach seinem Amtsantritt im Jahr 2001, in einem Interview beschrieb, konnte er inzwischen erwiesenermaßen verwirklichen (Anlage 4). 

Und nochmals: Kinder- und Jugendarbeit

Die Bemühungen des Chores, Kinder und Jugendliche an die Musik der „Großen“ heranzuführen, wurden (sh. vorn) bereits mehrmals betont. Die Bemühungen haben bis heute nicht nachgelassen. Zur Zeit (Januar 2023) arbeitet der Jugendchor, der in Konzerten des BKC mitwirkt und auch eigene Auftrittsmöglichkeiten sucht.

Die Arbeit mit BKCeigenen Kinderchören fortzuführen, erweist sich schon aus organisatorischen Gesichtspunkten als schwierig. Die Kinder müssen für die Proben von den Eltern betreut werden. Um das zu erleichtern, hatte man in der Vergangenheit versucht, die Probenarbeit an bestimmte Schulen anzubinden. Das stieß immer wieder auf gegenläufige Interessen der dortigen schulischen Musikarbeit.

Als sehr günstig für den BKC erwies sich die berufliche Anstellung von Jan Olberg als Chorleiter am Georg Friedrich Händel-Gymnasium, einer Berliner Schule mit musikbetontem Unterricht. Erwiesenermaßen gelingt es Jan Olberg dort, Kinder- und Jugendliche für das Singen zu begeistern. Immer wieder errang er mit ihnen bei internationalen Chorwettbewerben Goldmedaillen. Und wenn Olberg seine Schüler fragte, ob sie unter seiner Leitung in einem Konzert des BKC mitsingen wollten, stieß er bei ihnen auf große Zustimmung. In nicht wenigen Konzerten des BKC mit chorsinfonischer Musik kam das zum Tragen. Darüber hinaus freuen sich die Schüler - seit einigen Jahren schon – das ganze Jahr über auf das Mitsingen im Weihnachtsoratorium von Bach beim Konzert des BKC im Kammermusiksaal der Philharmonie.

Geht es um die Arbeit mit Kindern, so ist von einer besonderen Aktivität des BKC zu berichten. Es besteht die kleine Gemeinschaft der „Löwenkinder“. Sie sind eine Gruppe, die 2008 vom Lions Club Berlin-Pariser Platz ins Leben gerufen wurde. Mit dem Projekt sollen Kinder im Alter zwischen 7 und 14 Jahren aus sozial und ethnisch schwächer gestellten Familien in der Gemeinschaft eines Kinderchores eine interkulturelle Begegnung erfahren, wobei ihre persönliche Entwicklung und musikalische Begabung gefördert werden soll. Von Anfang an übernahmen Norienne und Jan Olberg vom Berliner Konzert Chor die künstlerische Leitung. Gleich bei ihrer Gründung im Jahr 2008 erhielten die Löwenkinder ihren ersten Auftritt, und zwar im Konzert des BKC mit dem Oratorium La vita nuova von Ermanno Wolf-Ferrari. Ähnliche Mitwirkungen ergaben sich seitdem immer wieder. Aber die Löwenkinder haben auch ihre eigenen Auftritte.

Chorpartnerschaften

Gern pflegt der Berliner Konzert Chor eine Zusammenarbeit mit anderen Chören. Mehrfach sind dabei stabile Chorfreundschaften entstanden, die die eigenen Konzerte effektiv bereicherten. Dreimal gab es zum Beispiel seit 2005 gemeinsame chorsinfonische Konzerte in Berlin und Köln mit dem Konzertchor Köln. Mit den King’s Voices aus Cambridge veranstaltete der BKC 2013 ein a-cappella-Konzert. Im selben Jahr wirkte im Japan-Konzert der Berliner Frauen-Kammerchor Ensemble Nagomi mit, vor allem aber auch die Bach-Akademie Tokio. Mit dem Konzertchor Harmonie, Zürich bestand eine gute Verbindung. Der Schweizer Chor und der BKC sangen 2014 in Berlin und in Zürich das Verdi-Requiem. Bekanntschaft schloss der Chor zuvor mit diesem Chor im Rahmen des Konzertprojektes „Licht und Feuer“ (2011), denn die Züricher hatten die Züricher Fassung des Oratoriums âtesh von Alfred Felder uraufgeführt. In „Licht und Feuer“ standen sie mit dem BKC und dem Solistenensemble und Chor der Deutsch-Türkischen Musikakademie Berlin auf der Bühne. Um kompetente Mitwirkung ging es im Konzert 2009 mit dem War Requiem von Benjamin Britten. Als Gast wirkten mit die Rosenethe Singers aus Dunblane, Schottland (Mitglieder des BKC sangen darauf dasselbe Konzert in Dunblane mit) und die Embassy Singers, ein Chor, der an der Britischen Botschaft in Berlin beheimatet ist. Die Verbindung mit Letzteren ist seitdem nicht abgerissen.

Berliner Konzert Orchester

Während der Vorbereitungen auf das 50jährige Jubiläum im Jahr 2004 kamen Jan Olberg, der mit Olberg befreundete Kontrabassist Burkhard Beyer (leider schon früh verstorben) und der Jurist und Flötist (zugleich langjähriges Mitglied des BKC) Dr. Uwe Mehlitz auf die Idee, ein Orchester zu gründen, das auf spezifische Weise mit dem Berliner Konzert Chor verbunden sein und für die Konzerte des Chores zur Verfügung stehen sollte. Gewünscht waren professionelle Musiker, zum Teil aus den großen Berliner Orchestern stammend und freiberufliche Spieler. Ohne Zwänge durch feste Dienstverhältnisse sollten die Musiker sich für Konzertprojekte zusammenfinden und mit Lust und Laune gemeinsam musizieren. Um den Gedanken der musikalischen Jugendförderung einzubeziehen, sollten auch Studierende und junge Hochschulabsolventen zur Mitwirkung gebeten werden. Die Musiker stammen nicht nur aus Berlin, manche kommen um mitzuspielen immer wieder gern von weither. Sogar hochbegabte jugendliche Schlagzeuger aus dem Händelgymnasium spielten inzwischen schon mit. 

Die Arbeit im Orchester begann. Zum ersten Male spielte das Berliner Konzert Orchester am 9. November 2004 zum 50. Jubiläum des Berliner Konzert Chores. Auf dem Programm stand der Elias von Felix Mendelssohn Bartholdy. Der künstlerische Beitrag des Orchesters war überwältigend. Und offensichtlich war die Idee tragfähig, denn das Orchester erwies sich seitdem bis heute als ein ständig treuer, engagierter und leistungsstarker Begleiter. Seine freundliche Zuneigung zum Chor, vor allem aber auch zum künstlerischen Leiter Jan Olberg, prägt die Zusammenarbeit im Konzert und hat auch den Chor immer zum begeisterten Zusammenspiel beflügelt und zu eigener Leistung herausgefordert. Der Chor ist seinem BKO dafür sehr dankbar.

Corona und danach

Mit der Corona-Pandemie kam zu Beginn von 2021 die schmerzliche Unterbrechung der Chorarbeit. Anfangs breitete sich lähmendes Entsetzen aus. Doch bald regte sich Trotz. Online-Proben sollten es richten. Anderthalb Jahre lang fanden sie statt. Sie retteten vielleicht nicht problemlos den Erhalt der Chorarbeit, hielten jedoch wenigstens den Zusammenhalt im Chor lebendig. Vollgültiger Ersatz für reale Proben konnten sie natürlich nicht sein.

Die bereits fertig einstudierte und kurz vor der Aufführung stehende Matthäuspassion von Bach wurde abgesetzt, ebenso das bereits in der Einstudierung befindliche Konzert mit neuentdeckter Chormusik des Berliners Giacomo Meyerbeer (1791–1864). Es entfiel auch das für 2021 mit einer Projektförderung versehene Konzert mit der As-Dur-Messe von Franz Schubert und dem Requiem des aus dem Benediktiner-Stift Melk in der Wachau/Niederösterreich stammenden, bis heute in Österreich sehr geschätzten Mozartfreundes Maximilian Stadler (1748–1828). Das ebenfalls schon terminierte War Requiem von Benjamin Britten, das auch unter Mitwirkung von mehreren Schulchören aufgeführt werden sollte, entfiel zunächst. Es soll in absehbarer Zeit nachgereicht werden.

Ein Neubeginn für die Konzerte des BKC in der Zeit nach der Corona-Pandemie konnte in 2022 gefunden werden mit der Koppelung der Scenes from the Bavarian Highlands des Engländers Edvard Elgar und der Carmina burana von Carl Orff, desweiteren mit der Petite Messe solennelle von Gioachino Rossini und der traditionellen Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Bach im wieder ausverkauften Kammermusiksaal der Philharmonie. Das Programm mit Stadler und Schubert wurde nun im Januar 2023 verwirklicht, wobei die Aufführung des Stadler-Requiems als eine deutsche Erstaufführung gelten konnte.

Schon lange geplant und wegen Corona zeitlich verzögert vorbereitet war die Uraufführung

von Love In Interesting Times des kanadischen Songwriters, Sängers und Gitarristen Michael Friedman. Es ist ein Songzyklus für Chor, Orchester und Band um die Liebe, die in der Lage ist, die Konflikte der Welt zu lindern oder gar zu überwinden. Sensationell wird die Mitwirkung einer berühmten kanadischen Indianer-Sopranistin sein. Mottoartig steht dem Zyklus voran das ergreifende Liebeslied aus dem Jahr 1911 Mein Ruheplatz des jüdisch-amerikanischen Dichters Morris Rosenfeld über das geknechtete Leben amerikanischer Fabrikarbeiter. Der Zyklus überwindet Grenzen: er verbindet Kanada und Berlin (Michael Friedman, der in Berlin studierte, wirkt mit seiner Band im Konzert mit), der Zyklus verbindet Merkmale kanadischer zeitgenössischer neuer Musik, Song und Folk, verbindet Bühne und Zuhörer, indem diese auch zum Mitsingen eingeladen werden. Zur gemeinsamen Aufführung im Konzert werden, schon traditionell für den BKC, Berliner Schulchöre einbezogen. Das Werk entsteht in Zusammenarbeit mit dem Berliner Chorverband. Es wird in einer Welturaufführung geboten. Sie ist terminiert für den 17. Oktober 2023.

Natürlich gingen die corona-bedingten Ausfälle nicht spurlos am Chor vorüber. Nicht alle Sänger fanden sich wieder ein. Doch Projektsänger meldeten sich, die die entstandenen Lücken spürbar milderten. Nicht wenige von ihnen entschlossen sich inzwischen bereits, eine feste Bindung mit dem BKC einzugehen. 

Die neuen Ansätze der Chorarbeit erwiesen sich nach Corona bisher als hoffnungsvoll. Die weitere Praxis muss erweisen, wie tragfähig das alles sein wird. Unübersehbar sind ja die wachsenden Schwierigkeiten für das Singen in einem Chor mit chorsinfonischer Ausrichtung geworden. Wo in den Familien, in vorschulischen Einrichtungen, in den Schulen, in den Freundes- und Gesellungskreisen wird denn heutzutage noch gesungen? Wie mag es gelingen, weiterhin die Mittel für die Probenarbeit, für die Anmietung von Konzertsälen, für Orchester und Solisten aufzubringen? Wie kann man angesichts nur geringer finanzieller Möglichkeiten angemessen werben? Was kann man tun, wenn die Medien und die Presse sich nicht mehr mit Chorarbeit befassen und nicht zuletzt dadurch werbende Effekte in der Öffentlichkeit ausbleiben? Wie kann man eine ansehnliche Anzahl von Konzertbesuchern erreichen?

Das alles zu erörtern, kann hier nicht der Platz sein.

Dr. Gerd Belkius

31.01.2023