La Vierge, Légende sacrée en quatre Scènes
Die Jungfrau. Heilige Legende in vier Szenen
Jules Massenet (1842–1912)
1. Abonnementkonzert 2019/20
Mittwoch, 2. Oktober 2019 um 20 Uhr
Konzerthaus am Gendarmenmarkt
Leitung
Jan Olberg
Die Musik des in seiner Zeit gefeierten Jules Massenet wie die auch weiterer Vertreter der französischen Musik des 19. Jahrhunderts ist bis heute in Deutschland weithin unterrepräsentiert. Das liegt daran, dass sich in Frankreich eine von deutschen Traditionen unabhängige, eigene musikalische Entwicklung vollzog. Man setzte stark auf Klang und zur Romantik hin angelegte große melodische Ausarbeitung.
In der Oper, zu der Massenet einen gewaltigen Beitrag mit weit über zwanzig Werken geleistet hat, gab es prächtige Ausstattungen mit großen Balletteinlagen und groß besetzten Vokalpartien. Es war die Zeit der Grande opéra. Massenet gehörte schließlich zu denen, die den Typ des Drame lyrique formten, eine Art Oper, die weniger Wert auf äußere Dramatik legte, sondern stattdessen die Seelenkonflikte der handelnden Figuren ins Zentrum rückte.
Und Massenet nutzte auch in seinen vier Oratorien – La Vierge ragt hier besonders heraus – solche Prinzipien und legte Grenzen zwischen den Gattungen des Oratoriums und des Drame lyrique beiseite. Das Werk wurde 1880 in Paris uraufgeführt. Es kann sich auch heute hören lassen und sollte nicht nur in Frankreich geschätzt werden. Diesem Anliegen dient eine Aufführung durch den Berliner Konzert Chor.
La Vierge spricht von Maria, der Mutter Jesu. Das Oratorium besitzt keine durchgehende Handlung, sondern stellt in vier Szenen Lebensabschnitte der Maria dar. Gestaltet wird die Verkündigung, dass sie den Sohn Gottes gebären wird, die Hochzeit von Kana in Galiläa, die Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung Jesu sowie in der vierten Szene die Himmelfahrt der Maria.